Dresscode

Es fällt auf, dass in einschlägigen Lokalen Teile des Publikums wirken, als ob sie im selben Bekleidungsgeschäft aus der gleichen Lieferung eingekauft hätten: Sommers Trainingsjacken, Winters Anoraks, die hinlänglich bekannten Umhängetaschen (bei denen ich mich bei männlichen Trägern immer frage, was überhaupt darin ist?). Die Herren Stermann/Grissemann scheinen das ähnlich zu sehen - natürlich mit satirischem Unterton, aber eben doch: FM4-Hörer neigen dazu, schnell den szenetypischen Dresscode zu adaptieren ("wirres Haar"). Nicht jeder, aber ein unübersehbarer Teil.

Diese Gruppe als "Linke" zu bezeichen ist unzulässig vereinfachend und provokativ. Bis zum Beweis des Gegenteils, und wenn man "links" als Grün- oder SPÖ-Wähler verstehen möchte, aber wahrscheinlich nicht falsch.

Alternative werfen dem Rest der Welt ("Anzugträger", etc.) gerne vor, blindlings Kleidungsvorschriften, besonders berufliche, zu verinnerlichen, und sich auf diese Weise als spießig zu erkennen zu geben. Dieser Vorwurf wird dadurch fraglich, als offensichtlich viele Szenen - darunter die oben angesprochene - einen äußerlich kleinsten, gemeinsamen Nenner besitzen, und ungeschriebene Vorschriften errichten. Dazu freiwillig, wogegen das geschäftliche Anzugtragen zwar durchbrochen werden kann, aber wesentlich stärker tradiert und auferlegt ist.